Ettringittreiben

   


Platten
Unmittelbar nach ersten Schädigungen durch Gelausscheidungen und Auswachsungen aus Platten des Wohnungs- und Gesellschaftsbaues (z.B. Rostock, Schwerin, Klinikneubau für diabetische Kinder in Karlsburg bei Greifswald (1978), der als Rohbau jahrelang uneingedeckt stand, Hoyerswerda, Magdeburg in allen Wohneinheiten, Dessau usw.) in den 1970er Jahren entwickelten sich auch Verformungen durch betonschädigende Treibreaktionen (Rostock, Magdeburg-Olvenstedt, Magdeburg-Ottersleben usw., von 8.000 Magdeburger Neubauwohnungen sind 6.000 „in reiner Platte“ gebaut, ab 1979 in Fließlinienfertigung im Wärmetunnel).

Bild 16 u. 17, Gelausscheidungen in Elementen des industriellen Wohnungsbaues in Magdeburg, Foto Hempel.
Bild 16: Ausscheidungen in einer Wohnung in der Pablo-Picasso-Str. 5 (1977 bezogen, mit dem Leiter Werterhaltung der AWG „Otto von Guericke“, Herrn Braune, am 27.09.88 besucht. Die Wohnzimmerwand des W-exponierten Giebels war mit 50 pfenniggroßen Erhebungen oder Durchdringungen, vor allem nach wiederholtem Tapezieren, besetzt; gemäß weiterer Beratung mit zwei AWG-Vertretern am 27.09.88 kommen diese zunächst schildbuckelartigen Erhebungen der Tapete häufig vor, wie hier vorzugsweise im Plattenkreuz Zimmerecke/Decke (Xel). In Hoyerswerda traten bereits Anfang der 1980er Jahre in 11.000 Wohnungen, vor allem aus den Decken, auch in den Hauseingängen, lange Gelfäden aus, Beton mit Lausitzer Grauwacke als Splittkomponente). Bis 1988 wurden in Magdeburg in den Wohneinheiten 42; 43 und 47 ein bis 13 Meldungen der 13 Eingänge als betroffen registriert. Vorwiegend handelte es sich um Herstellungsjahre 1985/86, unter den rundkörnigen Zuschlägen BKS Rogätz, Niegripp, Rothensee, Barby, Wegeleben. Große Gelperle = 13 mm lang (vom WBK am 22.12.87 dem IfB zugesandt).
Bild 17: Ausscheidung aus Wetterschalen-Scheibe aus Objekt 2.27 im Bruno-Taut-Ring Magdeburg-Olvenstedt während der Nebelkammerlagerung, Ø = 6 mm. Die ersten Schäden dieser Art wurden dem WBK durch eine Mängelanzeige für den Gneisenauring 16 in Magdeburg-Olvenstedt (Wohneinheit 47 = III. Bauabschnitt, 1985) vom August 1987 bekannt.

Außenwaldelemente, Balkonbrüstungen, Drempelelemente
Auffallende Schadensvarianten treten auf in Wetterschalen bzw. Wetterschutzschichten (WSS) der dreischichtigen Außenwandelemente (AWE, 6.000 mm lang bzw. als Giebelelement 3.175 x 2.775 mm²), in (massiven) Balkonbrüstungen (6.000 mm Länge mit Auskragung als Auflager auf die Auflagerlonsole der Seitenwandelemente) und in Drempelelementen von Saßnitz-Lancken bis Oberwiesenthal. Die positiv gefertigten WSS sind zur Tragplatte hin ausmittig mattenbewehrt (150 mm MW), durch haarnadelartige Nadelanker von den Maschenkreuzen aus durch die Dämmschicht (Schaumpolystyren oder Kamilith (Miwo)) hindurch mit dem Kern- oder Tragbeton verankert und seit etwa 1979 vollflächig mit rotbrauner Meißener Keramik (auch mit weißer und grüner Keramik) belegt. Vorzugsweise treten die Vorwölbungen (im Gegensatz zu besplitteten und Waschbetonvarianten) an beklinkerten Platten auf, und deshalb gibt es auch eine dritte Art, die vorgewölbte Klinkerschicht. Ursächlich ist – neben den stofflichen und stofflich-technologisch bedingten Voraussetzungen – Feuchtigkeit, die über die Mörtelfuge eindringen und sich intern verteilen kann. Nachfolgend werden die Varianten mit einem Beispiel belegt.

Bild 18, Vorwölbung der Balkonbrüstung gegenüber der Bewehrung zur bewitterten Seite hin Magdeburg-Olvenstedt, infolge Rüttelverdichtung (1984) auch ehemals porenlösungsangereicherte Oberseite. Durch diese Vorwölbung entstehen auch Kippmomente, Absturzgefahr s. auch [Presse: Walter, Markus (1994)], 31.07.93, Foto Hempel.

 
Bild 19, Giebelansicht   Bild 20, Schema Wetterschalenverankerung


Vorwölbung der Klinkerschicht der Wetterschale, mittig und in Fugennähe, Abheben der Klinkerplatten mit ihren Schwalbenschwanzdübeln aus dem WSS-Beton durch Stauchung in der Ebene infolge SEB des Fugenmörtels (MG II oder gar MG III), Magdeburg-Olvenstedt, während der Abbrucharbeiten wurde deshalb auch von „verbranntem“ Mörtel berichtet. Produktionsjahr: 1984, 31.07.93, Foto Hempel. Schema rechts: aus [13, Lyhs und Ritter (1988)] für die Waschbetonvariante.

 
Bild 21,
Probe aus WSS-Beton im Block 2.04, Eckgiebelelement 3. OG nach 300 d Nebelkammerlagerung u. 12 mm/m Restdehnung, Ringraumbildung durch SEB, Foto Hempel.

  Bild 22,
2.04, 1. OG, SE-expon., 8 bis 9 1984, 22. Sept. 1988 60 mm vorgewölbt (Messung BMK Magdeburg, Bereiche 12 u. 6002).



Der Autor übernahm - nach früheren Untersuchungen in anderen Städten – mit Auftrag des WBK Magdeburg ("128 Dr. Ol/Kr" von Herrn Dr.-Ing. Jürgen Olbrich) vom 26.09.1988 die Ursachenanalyse und Schadensvorbeugung an Objekten des Wohnungs- und Gesellschaftsbaues im Raum Magdeburg (z. B. an Wetterschalenbeton Magdeburg-Olvenstedt mittels quer zur 70 mm dicken Giebelelement-WSS geschnittener Scheiben, die hauptsächlich infolge SEB und dadurch von Ringraumbildung begleitet bis Bewegungsende in der Nebelkammer 12 mm/m Dehnung entwickelten, Foto: Hempel 1992, Produktionszeit März/April 1984 (Eckgiebelelement 3. OG., nach N, mit Preßfuge, Objekt 2.04, Str. d. Völkerfreundschaft, Vorschuleinrichtung, Untersuchung 1988. Vergabeplan der Proben: S. 9 des BMK-Berichtes vom 03.08.89)). Die dabei gemessene Dehnung ist eine Restdehnung (auch mit geringen AKR-Anteilen), das Ausmaß der Ringraumbildung entspricht der SEB-bedingten Gesamtdehnung (berechenbar nach der Methode von Herrn Dr. Vagn Johansen). Die Vordehnung des offenbar geringen AKR-Anteils ist nicht bestimmbar. Abgebaut wurde die Platte bei bereits 35 mm Vorwölbung. Weitere Proben stammten aus dem gleichen Objekt und Südgiebel, 3. OG = Probe 3/2 (vom 28.07.89), ebenfalls mit Preßfuge, aber ganz geringer Vorwölbung der Platte, 3/1 (vom 31.07.89), ungeschädigt und ebenfalls aus einer Vorschuleinrichtung: Frankenfelde-Ottersleben (Bauzeit 1981, Probe 2 vom 25.07.89).

Am 18. und 19.01.1989 wurden dem WBK (Herrn Dipl.-Ing. Schlickum, Leiter der TKO, und Herrn Dipl.-Ing. Mittelstedt, Leiter der Abteilung Anwendungsforschung) Ergebnisse zu den Untersuchungen an den Objekten 2.04 und 2.27 von Magdeburg-Olvenstedt als Folgen offenkundiger Treibreaktionen fernmündlich mitgeteilt und der Einsatz von alkalireduziertem (oder auch alkaliarmem) Zement gefordert. Dieser Einsatz erfolgte ab Januar 1989, offiziell ab 01.06.1989.

Einfügung am 14.11.2014: Angaben der im Kombinatsbetrieb Vorfertigung Magdeburg von 1979 bis 1989 eingesetzten Zemente (aus "Zuarbeit an Expertengruppe - Materialeinsatz KB Vorfertigung 1979 - 1989, Bl. 1", gez. Schlickum, TKO-Ltr.) sollen zur weiteren Orientierung über den zementbedingten Alkaligehalt im Beton (Alkaligehalt Zement x Zementgehalt Beton) bezüglich möglicher AKR und über das Sulfat-/Aluminatverhältnis des Zementes bezüglich möglicher SEB hier eingefügt werden: 1979 = PZ 4/450 Deuna, PZ 7/375 Bernburg; 1980 = PZ 1/450 Bernburg, PZ 1/475 Bernburg, PZ 4/450 Deuna, PZ 7/375 Bernburg; 1981 = PZ 1/475 Bernburg, PZ 1/45 Rüdersdorf, PZ 3/35 Bernburg, PZ 4/450 Deuna, PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 5/55 Bernburg, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Nienburg; 1982 = PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf; 1983 = PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf; 1984 = PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf, PZ 7/35 Deuna; 1985 = PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 7/35 Karsdorf; 1986 = PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf, PZ 7/35 Deuna; 1987 = PZ 1/45B Bernburg, PZ 4/45 Deuna, PZ 4/45B Deuna, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf, PZ 7/35 Deuna, PZ 7/40 Bernburg, PZ 7/40 Karsdorf, PZ 7/40B Bernburg; 1988 = PZ 1/45 Rüdersdorf, PZ 1/45 Bernburg, PZ 1/45B Bernburg, PZ 1/45R Rüdersdorf, PZ 4/45B Deuna, PZ 4/45 Karsdorf, PZ 4/45B Karsdorf, PZ 7/35 Bernburg, PZ 7/35 Karsdorf; 1989 = PZ 1/45B Bernburg, PZ 1/45R Rüdersdorf (Forderung Autor der Website in seinem Gutachten vom 06.02.1989), PZ 4/45B Karsdorf, PZ 4/45B Deuna, PZ 7/35B Karsdorf, PZ 9/40A Eisenhüttenstadt (Rüdersdorf).
Mit diesen Werten kann unter Heranziehung von [4, Tabelle I.1., also Alkaligehalte Zement, aber hier nur für 1985 und 1987] und von [4, Tabellen II.4 und II.5, also Sulfat-/Tonerdeverhältnis der Zemente] umgegangen werden. Beispiel (09. bis 12.1981): 0,01x390x1,29 = 5.031 g wirks. Alk/m³, also beträchtlich mehr als 3.600 g wirks. Alk/m³ Beton (AKR-Gefahr) und dazu SO3/Al2O3 = 0,86, also viel über 0,63, und das bei dem sehr hohen Alkaligehalt (SEB-Gefahr).
Ende der Einfügung vom 14.11.2014.

Am 14.02.1989 wurden Ergebnisse (also auch das Gutachten vom 06.02.1989 des Autors der Website und dasjenige des Instituts für Zement Dessau, das Gutachten des Zentrallabors für Korrosionsschutz des Instituts für Heizung, Lüftung und Grundlagen der Bautechnik (IHLGB) Berlin vom April 1989 wurde dem WBK am 27.04.1989 übergeben, am 14.02.89 vorab mündlich) vor dem Wohnungsbaukombinat (WBK, Herrn Dipl.-Ing. Redlich, 1. Stellvertr. Direktor) und der Staatlichen Bauaufsicht Berlin (vertreten durch den Stellvertretenden Leiter Magdeburg, Herrn Rink) verteidigt. Im Protokoll vom 21.02.89 wurden die Ergebnisse und Festlegungen fixiert: zu geringe Dichte des Festbetons (ZLK), materiell-technische Voraussetzungen sind zu verbessern, darunter Verstärkung der Bewehrung (ZLK), der Grenzwert des „Betonfestporengehaltes“ von 16 Vol.-% gemäß Vorschrift 166/86 der Staba ist einzuhalten (ZLK), PZ 1/45 R Rüdersdorf ist einzusetzen (Institut für Baustoffe Weimar der Deutschen Bauakademie), die Betondurchwärmtemperatur ist auf 65 °C zu begrenzen (ebenfalls IfB Weimar), der PZ 9/40 A ist in einem Kombinatsbetrieb auf Eignung zu untersuchen (Institut für Zement Dessau), das Gutachten des IfB vom 06.02.89 ist durch den Gutachter der Staba Berlin zu übergeben (WBK).

Am 14.03.89 wurde von der Staba für den 31.03.89 nach Berlin eingeladen zwecks „Klärung widersprüchlicher Gutachten der Bauakademie“. Favorisiert wurde die Variante „zu geringe Rohdichte des Festbetons“. Die an der Beratung Beteiligten wurden zu Stellungnahmen aufgefordert (außer der Autor dieser Website).

Am 04. und 05. Juli 1989 fand auf Einladung der Staba Berlin (12.06.89) eine Zusammenkunft beteiligter Einrichtungen im WBK Magdeburg zwecks Bildung einer Arbeitsgruppe zur Ermittlung der Rißbildungen an dreischichtigen Außenwandelementen der WBS 70 statt (laut „Leitung des Ministeriums für Bauwesen entsprechend erfolgter Abstimmung zwischen dem Präsidenten der Bauakademie und dem Leiter der Staatlichen Bauaufsicht“). Im Ergebnis finden sich die Maßnahmen zu bereits erfolgten Untersuchungen bzw. Wiederholungen und zu erzielten Untersuchungsergebnissen sowie zur Überprüfung konstruktiver Vorgaben.

Noch vor der Verteidigung des letzten Vorwendeberichtes (A4 zu „Rezepturoptimierung bei Alkalibelastung“) am 14.09.1989 wurde am 28.08.89 (mit Herrn Stindl) versucht, aus dem Bereich „Abteilung Technik des örtlichen Bauwesens“ (Dr. St…) des Ministeriums für Bauwesen, Bereich Städtebau und Wohnungswirtschaft, einen Vertreter zur Teilnahme an der Verteidigung zu gewinnen – ohne Erfolg. Deshalb wurden diesem Bereich am 01.12.1989 Richtigstellungen zu den vorausgehenden Irritationen mitgeteilt – ohne Rücklauf.

Die vom WBK Magdeburg glücklicherweise ab September 1988 durchgeführten Beprobungen nach erfolgten Bauwerksöffnungen sowie an eigens nach Forderung des Autors vom 04.07.1989 bereits mit PZ 1/45 R Rüdersdorf hergestellten Vergleichselementen aus der Vorfertigung (ein Giebelelement, 1/41, Anfang 07/1989, normal erhärtet, ein Giebelelement, 1/47, am 20.07.89, wärmebehandelt, beide am 27.07.89 beprobt), zeigen ein enormes Aufklärungsbestreben des WBK Magdeburg/Anwendungsforschung mit dem Ziel verlässlicher Ursachenklärung. Die Planungen und baulichen Maßnahmen sind in beispielhaften Dokumentationen (vom 05.10.1988 für Olvenstedt und vom 03.08.1989 für Frankenfelde-Ottersleben von Herrn Dipl.-Ing. Draebecke) belegt. Hierbei ergab sich bereits folgendes: eine vorgewölbte WSS-Schale lag auf Schaumpolystyren, eine nicht vorgewölbte wies kaum Nadeln im Mittelfeld auf, und eine andere nicht vorgewölbte Platte saß auf Miwo (Kamilith).

Auch in der Folgezeit wurde seit Erarbeitung des Maßnahmeplanes vom 19.09.1988 ein hoher unternehmerischer Eigenaufwand durch das WBKM betrieben. Proben aus Platten sind an verschiedene Institute der Bauakademie, an das IfZ Dessau und das Zementkombinat Dessau für fachspezifische Untersuchungen verteilt worden, darunter auch WSS-Proben an das IfB Weimar, aus denen Platten für die Nebelkammer geschnitten, eingelagert und bis Dehnungsende gemessen wurden. Diese haben glücklicherweise folgendes ergeben: Proben aus Platten, die nach der im Gutachten vom 06.02.89 geforderten und ab 01.06.89 vom WBKM und dem Bereich WuT des MfB offiziell durchgesetzten Umstellung auf Rüdersdorfer PZ 1/45 R (alkalireduziert und SO3/Al2O3 <0,63) und durch Reduzierung der maximalen Durchwärmtemperatur auf <65°C produziert wurden, entwickelten in der Nebelkammer nur noch Enddehnwerte von 0,28 mm/m, also nur die Feuchteausgleichquellung nach Einlagerung im Zustand wohnraumklimatisch bedingter Massekonstanz. Darin sieht der Autor seine Qualitätsforderung bestätigt. Auch hier wurde vom Autor, wie bei Schwellen, zunächst nur auf die Zementeigenschaft gebaut und keine Forderung an die Gemengezusammensetzung (trotz 390 kg PZ/m³ Beton) gestellt. Welche Bedeutung zügiges Handeln hatte, sieht man an Plattenstauchungen (auch durch von Plustoleranzen infolge Formenverschleißes) mit Faschenabplatzung und Keramikaufplattungen, an Faltungen, Beulungen und etagenweiser Verschiebung unter Mitnahme der Loggiaseitenwand (z. B. Bruno-Taut-Straße 124, oberster Stock).

Die praktische Umsetzung, vor allem der Forderung nach Einsatz von PZ 1/45 R ZWR gegenüber dem Ministerium/Staba Berlin, gelang nur durch nachdrücklichen Einsatz des Bezirksbaudirektors Magdeburg und mit dem einschränkenden Ausnahmehinweis der Staba Berlin bezüglich des begrenzten Aufkommens an alkaliarmem und alkalireduziertem Zement, dass nämlich der hauptbetroffene Norden (drei Bezirke, also Mecklenburg-Vorpommern) bereits flächendeckend mit diesen Bindebaustoffen versorgt ist und dass die Regelung nur für das WBKM gilt.

Am 21.02.1990 werden in der Staba Berlin (Ziegelstraße 13) abermals konstruktive Probleme favorisiert (vordergründiger Anteil: Bewehrungsgrad) und der Appell ausgesprochen, die Schuld- und Rechtsfrage nicht anzutasten.

Die Behauptung in [11, Jebe, P. et al. (1993, S. 15)], dass die „Erfassung von Bauschäden … durch Staatliche Bauaufsicht und andere Institutionen eine wertvolle Ausgangsbasis für eine gezielte und effektive Bauschadensforschung war“, müsste heißen „… verantwortlich handelnde Betriebe des örtlichen Bauwesens, der Staba der Bezirke, der DR-Verantwortlichen für Schienenwege und der Mängelverwaltung der Staba Berlin widerstehende weitere Institutionen …“. Diese „Erfassung …“ ist zudem nicht eine „wertvolle“, sondern eine bedauernswerte „Ausgangsbasis für eine gezielte und effektive Bauschadensforschung“ ([11, Jebe, P. et al. (1993, S. 15)]), die gerade bei den Plattenschäden von der Staba behindert wurde. Auch der folgende Satz ist 1993 entstanden: „Die Bauschadensdaten wurden teilweise mit großem Aufwand und in einem Umfang erfasst, der in den alten Bundesländern aus Kostengründen und wegen des Datenschutzes nicht möglich gewesen wäre.“ (a. a. O.). Die Sätze aus [11, Jebe, P. et al. (1993, S. 12)], „Der Schadensbereich „späte Ettringitbildung“ entstand aus der unzureichend beherrschten Wärmebehandlung des Betons in den Betonfertigteilwerken. Dies führte dazu, dass die Sulfate des Zements nicht als Ettringit gebunden wurden, sondern teilweise noch in mobiler Form vorlagen, was später zu Gefügestörung durch Sulfattreiben führte“, widerspiegeln natürlich nicht die in über zehn Jahren erzielten Ergebnisse der Forschung auf dem Gebiet der Treibreaktionen.

Noch vor der Wiedervereinigung wurde auch noch die von der Staba Berlin und dem Zentrallabor für Korrosionsschutz (ZLK) Berlin favorisierte Deutung der Vorwölbungen als Folge mangelnder Betonrohdichte widerlegt:

Bild 23, ausgerechnet der Beton des Objektes 2.04 (2.04, Versorgungseinrichtung Magdeburg-Olvenstedt von 1984 mit 35 mm Vorwölbung bei Entnahme, K 1 bis K 3, Probenahme 1988) hat mit <17 Vol.-% Porenraum die höchste Restdehnung in der Nebelkammer und die Probe 3/2 (gehört zu Objekt 2.04, 3/1 auch; Probenahme 1989), eines Betons ohne Schädigung mit knapp 21 Vol.-% den höchsten Porenraum (Forderung gemäß Vorschrift 166/86 der Staba <16 Vol.-%). Die mit PZ 1/45 R gefertigten Versuchsplatten (laufende Produktion 1989, davon 1/41 Normalerhärtung) zeigen mit 15,4 Vol.-% Porenraum zwar nur die Feuchteausgleichquellung an (rot, hätte auch bei 0,50 mm/m bestanden!, T 1 u. T 2), werden vom Autor aber nicht als Entkräftung des Gegensatzes 2.04/3.2 gewertet. 2.27 = Block in Magdebg.-Olvenst., Probenahme 1988). 2 ist Versorgungseinrichtung Frankenfelde-Ottersleben von 1981(Probenahme 1989; 1989er Proben sind ab Anfang August 1989 in die Nebelkammer eingelagert worden, die 1988er ab 02.01.89). s. auch Bild 24.

Bild 24, zugehörige Dehnungsdiagramme

Im nächsten Diagramm (Bild 25) werden verschiedengradige Ist- bzw. Endzustände für Giebelelemente mit Preßfuge („Knirschfuge“) durch Stauchung in der Längsrichtung dargestellt (Dipl.-Ing. S. Weh, MFPA, u. Autor, MFPA, 1993). Die Platte hatte z. Z. des Rückbaues (und der Probenahme) eine Vorwölbung von 35 mm, also etwas mehr als im Bild. Die Plattenwölbung hätte sich bis Dehnungsende am Bauwerk nochmals um einen ähnlichen Betrag vorgewölbt. Es sind auch schon Wetterschutzschichten bei einer Vorwölbung von 100 mm abgetragen worden (z. B. Saßnitz-Lancken, Block 1.3 von 1974 nach 10 Jahren) oder bei 50 mm (z. B. Gebäude der Ingenieurhochschule Wismar von 1978 nach 5 Jahren, Gutachten am 10.07.84).

Bild 25, Vorwölbungsfälle bei vorausgesetzter Fugenpressung („Knirschfuge“)

Die Ergebnisse der Erfassung von Fertigungsangaben (1979 – 1989 vom 14.08.89) und von Schäden an Außenwandelementen der WBS 70 (1980 – 1988 vom 24.08.89), vorwiegend durch das WBK Magdeburg erstellt, sind am 10.10.89 dem IfB (dem Autor dieser Website) zugestellt worden.

Nach Beratungen im Ministerium für Bauwesen Mitte 1992 wurden der Sachverhalt und die Ergebnisse für den „Leitfaden für die Instandsetzung und Modernisierung von vorgefertigten Außenwänden“ mit Bildbeispielen und Diagrammen Herrn Professor Dr. Erich Cziesielski (TU Berlin, FB 7) Anfang 1993 übergeben. Ein mit der Fachredaktion beauftragtes Berliner Ing.-Büro hat die Kernaussagen allerdings „neutralisiert“ bzw. „entkernt“, sicherlich unter bewusster Nutzung des Mottos „Die Platte ist besser als ihr Ruf“ und des Zieles „Sanierung jetzt, Modernisierung später“ ([12 Heinrich, J. (1994)]). Dennoch war die Durchsetzung eines Sofortprogramms des Berliner Bausenators Wolfgang Nagel zur Instandsetzung der „Platte“ eine herausragende Leistung für solide Bestandsaufnahme mit Pilotwirkung für die rund 2 Mio. Plattenbauten Ostdeutschlands, die Standsicherheit vorausgesetzt.



Loggiaschaftelemente.

Bild 26, das Diagramm zeigt Dehnungswerte von Loggiaseitenwand- und -sockelwandelementen aus drei verschiedenen Städten, differenziert nach den jeweiligen Maximalwerten: unten = Sparringberg Oberwiesenthal, Haus 3 (WBK Chemnitz, PW Zwickau, 1981/82 batteriformgefertigt, Schäden Loggiaseitenwandelementen und Loggiaplatten, 6 BK, im Juni 1989 eingelagert), Mitte = Neubaugebiet Marzahn, oben = Zeppelinstraße 164 – 172, Wohnscheibe 6.10 Potsdam (1980/81 in Batterieform gefertigte Sockelwandelemente). Im nächsten Diagramm wird der Anteil Potsdam, Zeppelinstraße, aufgegliedert in das gesamte Dehnungsspektrum, von unkritisch bis 24 mm/m.

Bild 27, Loggiasockelwandelemente Potsdam von 1980/81, Batterieformfertigung; Wohnscheibe 6.10 (Zeppelinstraße). Die Begutachtung nach der Bohrkernentnahme und Nebelkammerlagerung erfolgte am 20.02.89 (an das WBK Potsdam). In Berliner Beratungen der Staba vom 31.03.89 und 14.09.89 wurden diese Schäden trotz Einspruchs ausgeklammert. Am 30.06.90 forderte der Autor gegenüber der Staba Berlin die Wiederholung der Beratungen in gleicher Besetzung – was nunmehr ohne Antwort blieb. Die Staba Berlin vertrat weiterhin den Standpunkt: die Risse sind statische Risse, eine Untermauerung der untersten Loggiaplatte ist verboten.
Am 06.06.1993 wurde das Objekt erneut aufgesucht (s. nächste Bilder). Die farbbeschichteten Sockelwandelemente sind nahezu unverändert, sie zeigen einen metastabilen Zustand im Vergleich zu dem nahezu einsetzenden Korn-für-Korn-Zerfall der am stärksten gedehnten Bohrkerne (s. übernächstes Bild).

 
Bild 29, wie Bild 28, Zeppelinstraße   Bild 29, wie Bild 28, Zeppelinstraße


Bis 1993 bestand keinerlei äußere Korrespondenz zwischen dem Gefüge der bei 24 mm/m Restdehnung fast zerfallenen Prüfbohrkerne (50 mm Ø aus 100er Bohrkernen gezogen) und den nahezu intakten, farbbeschichteten Sockelwandelementen von 1980/81 (Zeppelinstraße Potsdam, 6.10). Nur am linken Element sind aufgehende statische Risse nach der Beschichtung aufgetreten (Gipsmasken). Das innere Plattengefüge wurde nicht untersucht, 06.06.1993, Foto Hempel.

   
BK 1, Scheibe 6.10 Potsdam   dto., Abwicklung   BK 3, Scheibe 6.10 Potsdam

Bilder 30 bis 32, Bohrkerne aus Loggiaschäften der Zeppelinstraße Potsdam nach Ende der Nebelkammerlagerung von > 300 d.

Die Bohrkerne zeigen den typischen Korn-für-Korn-Zerfall infolge starker SEB; die beiden Aufnahmen von BK 1 sind Anschlußbilder einer Abwicklung. Foto G. Hempel


        

Bild 33, ehem. Kaufhaus Jena                 Bild 34, wie Bild 33                    

Bild 33 und 34, Außenwandplatten des 1987 bis 1990 vom Betriebsteil für Sonderbauten des Investbüros Gera errichteten (ersten und einzigen in der DDR neugebauten) Kaufhauses am Inselplatz Jena (Bauleiter Herr Dipl.-Ing. Herwig Petter), ab 1990 zehn Jahre von Horten genutzt, August/Oktober 2010 abgerissen (investitions- und baubegleitende Bedingungen s. [Presse: Stridde, Thomas (2008)]), 16.04.2009, Foto Hempel.

Unmittelbar vor Herstellung der Platten im Bau- und Montage-Kombinat Gesellschaftsbau in Buttstädt (heute Beton-Elemente GmbH) mit Kiessand aus der Region wurde der Autor vom Leiter der TKO, Herrn Dipl.-Ing. Harti Müller (vormals Wissensch. Mitarbeiter im Institut für Baustoffe Weimar der Deutschen Bauakademie Berlin, Abt. Meß- und Prüfwesen), bezügl. Forderung nach Dauerhaftigkeit angerufen. Da der Kiessand bereits in einer Liste des IfB der geprüften Erzeugnisse enthalten war und Treibreaktionsschäden damit im IfB untersucht worden waren, konnte die Frage mit der Forderung nach alkaliarmem Zement beantwortet werden. Jedoch waren die inländischen Aufkommen ausbilanziert, und so musste der Betriebsingenieur Importzement besorgen. Dieser NA-Zement war ein polnischer Weißzement; deshalb waren diese Waschbeton-Gebäudefassaden nicht nur raumbeständig, sondern auch die hellsten in der Stadt Jena. Die Platten wurden liegend über Verzögerer-Einlagen gefertigt und normalerhärtet.

Auskunft vom 02.05.2014 von Herrn Dr.-Ing. Jürgen Olbrich, Hauptabteilungsleiter des WBK Magdeburg, auf Anfrage des Autors zu verbauten Platten aus der Plattenproduktion nach Umstellung auf Rüdersdorfer alkalireduzierten PZ und Begrenzung der Betondurchwärmtemperatur, also ab 01.06.1989:

Magdeburg
• südliches Stadtzentrum zwischen Breitem Weg und Hegelstraße
• Nähe Dom, Danzstraße
• Liebigstraße
• Keplerstraße
• Bahnhofstraße
• Universitätsplatz (als Grobangabe)
•• Richtung Walther-Rathenau-Straße/Nordseite
•• Tangente/Feierabendheim

Außerhalb
• Gommern
• Möckern
• Halberstadt
• Burg
• Oschersleben
• Berlin
•• Hellersdorf
•• Zentrum: Potsdamer Platz/Friedrichstraße

An den geneigten Leser und Kenner der angeführten Standorte: Der Autor würde sich über positive oder auch kritische Informationen zu diesen Bauten freuen.